Alamak! An Ang Mo!*

Ich habe bereits meine dritte Woche meines gesamten Aufenthalts erreicht. Eigentlich hatte ich ein wöchentliches Update vor, aber mir kam dieses und jenes dazwischen… Aber ab jetzt wird es regelmäßig sein. 🙂

Zum Punkt Wohnungen:
Ich habe ab einem bestimmten Zeitpunkt meine Suche eingestellt. Nicht, weil ich keine Lust mehr hatte (was aber auch der Fall war), sondern, weil ich durch eine Internetseite jemanden kennenlernen durfte, der mir tatsächlich ein Zimmer für lau anbot (ein Preis, der unterirdisch erscheint, wenn ich an die letzten Besichtigungen denke). Ich hatte bereits Monate in Deutschland vor meiner Ankunft mit ihm ab und an geschrieben und ohnehin vor ihn mal persönlich zu treffen, nachdem er seine Hilfe anbot und auch meinem Freund bei der Jobsuche helfen wollte.
Was ich nicht wusste ist, dass seine Eltern hier anscheinend Rechtsanwälte mit Vitamin B sind, die mir innerhalb eine Tages eine sehr preisgünstige aber vielversprechende Unterkunft anboten. Ein Kollegenehepaar hätte wohl in ihrer Wohnung noch ein Zimmer über, welches ich anscheinend beziehen dürfe. Klingt doch fast perfekt… naja fast.
Dieses ‚Angebot‘ ist mittlerweile über eine Woche her und seit dem hat sich… so ziemlich nichts getan. Der Internetfreund ist beschäftigt und hat alle gemeinsamen Verabredungen abgesagt, seine Eltern kann ich nicht ohne ihn erreichen und dieses Zimmer ist für mich immer noch unerreichbar. Als ich mich letztes Wochenende erkundigte, wie lange Ehepaar denn bräuchte, bis ich es persönlich treffen dürfe, antwortete der Freund, sie bräuchten das Wochenende um das Zimmer ‚herzurichten‘. Klingt stark danach, dass es vorher als.. Abstellkammer genutzt wurde? Ein kleiner 5m² Raum ohne Fenster? Horroszenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Diese Vorstellungen sind nicht mal unrealistisch- In Singapur ist es nicht unüblich, dass einem ein sogenanntes Maid-Zimmer angeboten wird, was sich nicht nur mittelalterlich anhört.
Tatsächlich ist es nicht unüblich für etwas wohlhabenere Geschäfts-Familien, häufig westliche Expats- eine Nanny oder eine Haushälterin einzustellen. Meistens kommen diese Frauen aus den ärmeren Nachbarsländern um in Singapur Geld zu verdienen, welches sie wieder nach Hause schicken.
Diese Frauen sind schließlich so sehr mit den Kindern und dem Haus beschäftigt, dass sie gleich bei den Familien einziehen. Das Maid-Zimmer ist daher einer Abstellkammer gleichzusetzen, fenster- und möbellos (abgesehen von einem Bett), soll sie doch fast keine Zeit für sich verbringen. Natürlich gibt es sicherlich auch Maids, die ein ’normales‘ Schlafzimmer erhalten, aber sicherlich ist das die Minderheit.
Eine andere deutsche Studentin und ich durften selbst eines dieser Maid- Zimmer ansehen. Man öffnet die Tür (oder schiebt eine Platte zur Seite) und kann sich eigentlich gerade reinfallen lassen, weil der Raum unwesentlich größer ist als eine Matratze. Sowas in Deutschland zur Miete zu geben wäre unvorstellbar.
Also sitze ich hier nun und warte täglich auf eine Nachricht, dass ich morgen einziehen darf. Einige von euch denken sich sicherlich jetzt, dass das ganz schön riskant ist, so rumsitzen und nichts tun, aber eine Sache habe ich von Singapurern schon gelernt: Wenn sie Hilfe anbieten dann meinen sie es ernst. Also vertraue ich mal drauf, dass ein Wunder geschieht.

Ich wohne momentan bei einem anderen Host, den ich auch über Couchsurfing kennengelernt habe. Sein Ensuite-Einzimmerapartment gehört definitiv der höheren Preisklasse an; auf dem Balkon im 10. Stock kann ich bereits die Skyline genießen und die Sicht auf den Pool. Auf dem 4. Stock befindet sich zudem ein Hauseigenes Fitnessstudio, das Mitbewohner natürlich kostenfrei mitbenutzen dürfen. Fährt man auf den 29. Stock so läuft man auf dem Dach des Hochhauses und kann nachts sogar auf der einen Seite das Nationalstadion, auf der anderen das Riesenrad und das wohl berühmteste M der Welt klar und deutlich erkennen. Es ist fast unbegreiflich, wie unterschiedlich die Bevölkerungsschichten wohnen. Über den Dächern der Stadt erkennt man viele kleinere, traditionellere Häuser, mit roten, leicht geschwungenen Ziegeln, die sich den kleinen Raum mit hohen, modernen, gläsernen Hochhäusern teilen, eines luxuriöser, als das andere. Ich werde meine Zeit nutzen um einmal im Leben sagen zu können „Ich hab‘ einen Pool!“ und gleich mal in das kühle Wasser springen, nachdem ich ein wenig auf dem Laufband gelaufen bin. Lustigerweise (und ziemlich ideal) sind die Anlagen tagsüber menschenleer, weil jeder einzelne Bewohner in diesem Komplex arbeitet. Sprich: Von 8- 18 Uhr ist überhaupt nichts los. Und danach sieht man höchstens ein zwei Schwimmer, die sich wohl noch nicht an den Luxus gewöhnt haben.

Gestern früh war der Reporting day der James Cook University und ich muss ehrlich sagen, dass ich das ziemlich unnötig fand. Die Mails, die bereits vor Monaten losgeschickt wurden suggerierten eine gewisse Wichtigkeit des Reporting days, dabei war das nichts anderes als die Registrierung (mit Fingerabdruck) und ein Kennenlern-Nachmittag. Die Registrierung selbst dauerte nur 5-10 Minuten, die Kennenlernspiele dafür 3 Stunden. Die Präsentation, die der Student Support hielt war nicht sonderlich professionell. Die Folien enthielten Themen wie Sightseeing, Kultur und nützliche Websiten, die meisten wurden jedoch nur kurz eingeblendet, weil davon ausgegangen wurde, dass ohnehin jeder bereits etwas wusste. Zudem lag der Fokus viel zu lange auf den sprachlichen Teil, der die inoffizielle Sprache Singapurs näher bringen sollte : Singlish.
Ich bezeichne es grob mal als die Zerstörung der üblichen englischen Hochsprache. Den neuen Studenten wurden ungerfähr 15 gängige Begriffe und Redewendungen beigebracht, die man hauptsächlich zwischen Freunden oder in den Hawker Center benutzt. Schließlich sollte in Gruppen ein kleines Improvisiertes Stück vorgeführt werden, welches so viele dieser Begriffe wie möglich beinhalten sollte. Etwas gezwungen setzten sich die neuen Studenten also zusammen um etwas auf die Beine zu stellen. Für die drei besten Stücke gab es dann am Ende Selfiesticks – ich gehörte nicht dazu (hauptsache dabei sein :-D).
Ich gehe dennoch davon aus, dass es ein wenig strenger für die internationalen Studenten ist, als die lokalen. Schließlich müssen wir unsere Anwesenheit, die übrigens 90% beträgt, damit das Studenten Visum nicht verfällt, mit dem Fingerabdruck nachweisen und nicht einfach mit der Unterschrift. Sprich: Von den 12 Vorlesungswochen darf ich in jeder Veranstaltung exakt einmal fehlen. Da sollte man sich gut überlegen, ob man überhaupt fehlen soll. Zudem muss jeder Student täglich 3 Stunden an der Uni verbringen. Sprich: Selbst bei freien Tagen (wie zum Beispiel bei mir der Donnerstag) muss ich sicherstellen, dass ich 3 Stunden in der Bibliothek sitze oder Gruppenarbeit betreibe (oder zumindest meinen Fingerabdruck beim Scanner da lasse). Ganz schön streng!
Die Gruppe ist wild gemischt, wir haben Norweger, Dänen, sehr viele Deutsche und noch mehr Franzosen. Mehr Nationalitäten konnte ich noch nicht feststellen, es sind sicherlich noch Australier oder Asiaten dabei. Sie wirken alle sehr offen und gesprächig, muss wohl an dem internationalen Umfeld liegen. Ich bin schon gespannt, wie sich das ganze auf die Gruppendynanik auswirkt und wer sich mit wem anfreundet.

Ich mache mich jetzt mal bereit für den Pool und ein gutes Buch. Der Tag ist viel zu heiß um ihn in der Wohnung zu verbringen!

* Übersetzt heißt es: Oh mein Gott, eine weiße (westliche) Person (in keinstem Falle negativ sondern ganz faktisch).

Türkisches Eis. Hat ganz schön lange herumgetrickst bis er mir das Eis gab.
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Raffles Place- Kunst im Bankenviertel
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Meine beiden ersten Gastgeber Min und Yip und Sandra, die ebenfalls in Singapur an der JCU studiert
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Couchsurfer und Interpals Freunde an einem Tisch
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Satay Spieße - unbedingt probieren!
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Chicken Bryiani (indisch) und daneben Fried Carrot Cake (singapurisch, was eigentlich kaum Karotten enthält)
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Aussicht aus dem 29. Stock - ein Expatleben kann so schön sein
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Der Pool meines Gastgebers
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Mein zu Hause für 2 Wochen
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